Als vegan noch etwas war, mit dem niemand etwas anzufangen wusste, geschweige denn, wie man das in der Küche umsetzen soll. Das klingt noch bekannt. So, als sei es gestern gewesen. Doch das Konsumverhalten der Deutschen hat sich rasant verändert. Vegan sein hat steigende Tendenz. Aus Umweltgründen verzichten zunehmend immer mehr jüngere Menschen auf Fleisch, Eier und Milch, aus Gesundheitsgründen die älteren. Wer konsequent vegan lebt, tut dies aber dauerhaft nur aus dem einen wahren Grund – Tierleid beenden.
Es wird auch immer einfacher gemacht, auf fleischliche Kost zu verzichten. Der Absatz von Fleischersatzprodukten ist im Jahr 2021 im Vergleich zu 2019 um mehr als 60 % gestiegen. In Deutschland sind wir damit lt. Destatis auf einem historischen Tiefstand des Fleischkonsums angekommen. Ein bekannter Markenproduzent von sowohl fleischhaltigen als auch fleischlosen Produkten gab sogar an, er habe im letzten Jahr zum ersten Mal mehr Fleischersatz verkauft als Fleischhaltiges.
Warum sind alle Bananen krumm, aber nicht unbedingt vegan?
Parallel geht es leider immer weiter in die andere Richtung: Reguläre Bananen werden vor dem Transport nach Europa mit Chitosan geduscht. Chitosan ist ein Insektizid, das aus den Panzern von Insekten oder auch aus Schalen von Meeresfrüchten gewonnen wird. Es soll die Früchte auf dem langen Transportweg vor Insektenbefall und Braunwerden schützen.
Einzig und allein bei der Produktion von Bananen aus Bioanbau ist der Einsatz von Chitosan nicht zulässig. Diese für mich sehr verwirrende Nachricht hat mich ab diesem Zeitpunkt dazu veranlasst, nur noch Bio-Bananen zu kaufen, fair gehandelt selbstverständlich.
Andere bewerten solche Nachrichten völlig anders: Wir essen die Bananenschalen nicht mit. Mein Haushaltsbudget ist sowieso schon knapp. Wahrscheinlich ist diese Weiterverwertung von Tierabfällen als Insektizid sogar sinnvoll, damit nichts weggeworfen wird?
Leider hat uns als Menschheit diese pragmatische Einstellung hin zur Massentierhaltung gebracht.
Der Kreislauf wird am Laufen gehalten – bis zum Drehschwindel
Der immerwährende Gedanke an den Wirtschaftskreislauf, der nicht unterbrochen werden darf, bei dem auch die Neben- und Abfallprodukte immer weiter benutzt und ausgenutzt werden, machte früher Sinn, solange er lokal und regional begrenzt war. Lange Zeit hatten wir unser Handeln auch unter Kontrolle.
Auf der großen, internationalen Ebene aber erzeugt dieses Denken eine Spirale von Leid. Für Mensch und Tier. Vor allem deshalb, weil nicht zuletzt wir als Verbraucher gar nicht mehr überblicken, wo die Abhängigkeiten sind und welcher Konzern sich am meisten die Taschen voll macht mit unserem Konsum.
Es kann kein Höher – Schneller – Weiter geben. Jedenfalls nicht in dem Sinn, in dem wir es heute leben.
Für mich dreht sich alles um die entscheidende Frage:
Wo fängt Tierleid an und wo hört es auf?
Sind wir uns einig, dass Pflanzen unsere Hauptnahrungsmittel sein sollten, so gehen die Meinungen zum Thema Tierleid immer noch weit auseinander. Obwohl viele Menschen sich schon bemühen, bewusst zu leben.
Manche sind der Meinung, dass zu einer wirklich abwechslungsreichen, gesunden Ernährung Fleisch gehört. Natürlich aus guter Quelle, also garantiert regional produziert oder aus ökologischer Haltung. Damit unterstütze man die Massentierhaltung nicht.
Töten von Tieren geht gar nicht, egal unter welchem Deckmantel, da sind wiederum VegetarierInnen und VeganerInnen geschlossen einer Meinung.
Trotzdem essen VegetarierInnen immer noch Produkte von lebenden Tieren wie Milch, Eier und Honig und sehen darin keinen Verstoß gegen das Tierleid, weil das Tier nicht sterben muss.
“Nicht direkt, aber indirekt stirbt das Tier doch an den Folgen der Nutzung, da jede Nutzung Ausbeutung ist”, sagen VeganerInnen, die auf jegliche tierische Produkte, auch auf Nebenprodukte der Tierhaltung wie Wolle und Lederwaren verzichten. VeganerInnen sind überzeugt, dass Tierleid da beginnt, wo wir den Tieren etwas wegnehmen, das sie für sich und ihre Arterhaltung produzieren.
Wann stellen wir uns endlich mit den Tieren auf eine Stufe?
Sind wir mal ganz radikal ehrlich zu uns selbst und nutzen unsere überlegene Intelligenz nicht dafür, uns selbst auszutricksen, dann kommen wir nicht darum herum, anzuerkennen, dass wir Menschen nichts mehr sind als Säugetiere, die mit anderen Lebewesen einen Planeten teilen und wir kein Vorrecht haben, unsere gemeinsame Lebensgrundlage zu ruinieren.
Schmeißen wir uns also weiter die Bananenschale selbst vor die Füße und wundern uns, warum wir darauf ausrutschen oder möchten wir anfangen konsequent umzudenken, wie so viele unserer bereits veganen Mitmenschen?
Anfang des Jahres 2022 erschien bei Peta ein Artikel, der zeigt, dass Träume wahr werden können, wenn wir als Menschheit bereit sind für Veränderung.
Welche Folgen hätte es, wenn wir von einem auf den anderen Tag alle vegan wären?